Markenlexikon

Firestone

Ursprungsland: USA

Die Vorfahren von Harvey Samuel Firestone (1868 – 1938) hießen Feuerstein und stammten aus dem Elsass, der damals noch zu Deutschland gehörte. Er selbst wurde 1868 in Columbiana/Ohio geboren. Zunächst arbeitete er als Vertreter für Patentmedizin. Mit diesen Mittelchen, von denen niemand so recht wusste, ob, warum und wie sie wirkten, konnte man damals ein Vermögen verdienen, vorausgesetzt man war ein begnadeter Verkäufer. Zu großer Meisterschaft schien es »Herr Feuerstein« dabei allerdings nicht gebracht zu haben. Zumindest ging er bald nach Detroit, wo er sich als Verkäufer von leichten Einspännern, so genannten Buggies, versuchte. Dabei lernte er auch den jungen Henry Ford kennen, der damals noch in einer Edison-Fabrik arbeitete, nebenbei aber bereits die ersten Automobile zusammenbaute. Beide blieben Zeit ihres Lebens befreundet; ihre Enkel William Clay Ford und Martha Parke Firestone heirateten 1947.

1900 gründete Firestone in der Reifenmetropole Akron/Ohio – dort, wo auch Goodyear und B.F. Goodrich ansässig waren – die Firestone Tire and Rubber Company. Anfangs verkaufte er nur Reifen anderer Hersteller, doch bereits 1903 zog er eine eigene Produktion auf. Im gleichen Jahr gründete Henry Ford die Ford Motor Company. Die Freundschaft zu Ford sollte sich bald auszahlen. 1908 ernannte Henry Ford Firestone zum Reifenlieferanten für das legendäre Modell T, mit dem die Motorisierung Amerikas begann. 1911 gewann Ray Harroun mit einem Marmon Wasp und Firestone-Reifen das allererste 500-Meilen-Rennen von Indianapolis.

Firestone
Firestone

1928 expandierte das Unternehmen mit der Eröffnung eines Produktionswerkes in Brentford (Großbritannien) nach Europa. Zu den ersten europäischen Kunden zählte Rolls-Royce. Von 1950 bis 1960 fuhren alle Rennwagen, die das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis gewannen, mit Firestone-Reifen. Von 1966 bis 1974 rüstete Firestone auch zahlreiche Formel-1-Rennställe mit Reifen aus. Neben Reifen stellte Firestone eine ganze Reihe weiterer Gummi- und Autozubehörprodukte her, u.a. Batterien, Bauprodukte, Bremsleitungen, Fasern, Felgen, Flüssiglatex, Förderbänder, Garn, Gummidichtmittel, Gummistiefel, Haushaltsartikel, Kunststoffgewebe, Schläuche, Seile und synthetisches Gummi. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen jedoch wieder auf die Reifenherstellung.

Seit 1988 gehört Firestone zum japanischen Reifenkonzern Bridgestone, dem dessen Gründer Shojiro Ishibashi aus Bewunderung für Firestone diesen ähnlich klingenden Namen gegeben hatte. 1990 schlossen sich die Bridgestone Tire Company Limited (Nashville/Tennessee), die US-Niederlassung der Bridgestone Corporation, und die Firestone Tire and Rubber Company (Akron/Ohio) zur Bridgestone/Firestone Inc. (Nashville/Tennessee) zusammen; seit 2003 firmiert das Unternehmen als Bridgestone Americas Holding Inc. 1992 wurde der Firestone-Firmensitz zum amerikanischen Bridgestone-Hauptquartier nach Nashville/Tennessee verlegt.

Die Verbindung Firestone/Ford hielt bis ins Jahr 2001, dann trennten sich beide Partner im Streit. Grund waren zahlreiche Reifenplatzer bei dem Geländewagen Ford Explorer, die Ford auf mangelhafte Reifen von Firestone zurückführte, während Firestone die schlechte Straßenlage des Explorer dafür verantwortlich machte. Die Unfallserie hatte über 350 Todesopfer gefordert. Ford ließ 20 Millionen Reifen austauschen und verklagte Firestone auf Schadenersatz. 2005 kam zu einem Vergleich zwischen den Konzernen: Bridgestone erklärte sich bereit, 240 Millionen US-Dollar an Ford zu zahlen, um einen Teil der Verantwortung für einen der größten Produktsicherheitsskandale zu übernehmen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain