Markenlexikon

Fina

Ursprungsland: Belgien

Die Compagnie Financiére Belge des Pétroles (CFBP) wurde 1920 von einer Gruppe belgischer Investoren aus Antwerpen gegründet. Zu den Gründern gehörten die Banker Auguste Diagre sowie Hector Carlier (1884 – 1946) und Fernand Carlier, deren Vater Miteigentümer der Banque d' Anvers war, außerdem der Politiker Aloys Van de Vyvere (1871 – 1961), der zwischen 1911 und 1925 mehrere Ministerposten in der belgischen Regierung innehatte. 1925 war er kurzeitig belgischer Premierminister. Erster Präsident der CFBP wurde Émile Francqui, der zuvor leitende Funktionen bei der Union Minière du Haut Katanga und der Société Générale de Belgique innegehabt hatte. 1923 erwarb die CFBP eine Raffinerie in Ertvelde in der Nähe von Gent. Ein Jahr später wurde der erste Tanker in Dienst gestellt.

Das neue Unternehmen übernahm mehrere rumänische Ölfördergebiete und -anlagen (Concordia, Creditul Petrolifer et la Vega, Rumeensche Petroleummaatschappij, Sirius), die sich bis in den 1. Weltkrieg hinein in der Hand deutscher Ölgesellschaften befunden hatten (DEA). Rumänien war damals neben der USA, der Sowjetunion und Österreich-Ungarn der größte Erdölproduzent der Welt. Die Förderanlagen waren während des Krieges zwar von den Briten weitesgehend zerstört worden, doch die Fördermengen stiegen schnell wieder auf das Vorkriegsniveau an und übertrafen sie bald. Ein Großteil des rumänischen Öls wurde bis in die 1940er Jahre hinein an Deutschland geliefert. Die ausländischen Ölgesellschaften in Rumänien versuchten während des 2. Weltkriegs immer wieder die Ölzufuhr nach Deutschland zu beenden, doch die rumänische Regierung unter General Ion Antonescu, die mit dem Deutsche Reich verbündet war, verwies die ausländischen Manager und Arbeiter des Landes und ersetzte sie mit deutschem und rumänischem Personal. Infolge von Luftangriffen ging die Produktion in den 1940er Jahren stark zurück und 1944 wurden die Ölanlagen von der Roten Armee eingenommen. Die Sowjetunion verstaatlichte die rumänische Ölindustrie anschließend.

Die CFBP musste sich nach dem Verlust der rumänischen Ölquellen neue Märkte suchen, u.a. in den USA, wo es bereits seit 1920 die Tochtergesellschaft Purfina gab (bis 1923 ein Jointventure mit der Puritan Oil Company; 1956 Gründung der American PetroFina), in Afrika (ab 1955 in Angola) und später auch in der Nordsee, nachdem dort Öl entdeckt worden war. Daneben baute die Gesellschaft die Petrochemie-Aktivitäten auf (1951 Petrochim) und etablierte in mehreren Ländern eigene Tankstellenketten. In den 1930er Jahren produzierte die CFBP auch eine Zeitlang Speiseöl, Margarine, Seife und Viehfutter unter der Marke Palmafina. 1952 wurde der Firmensitz von Antwerpen nach Brüssel verlegt.

Ab 1954 vermarktete die CFBP ihre Produkte (Benzin, Schmierstoffe) unter der Marke Fina (in den USA wurde die Marke Purfina 1958 durch Fina ersetzt). 1957 benannte sich die CFBP nach ihrer Telegrafen-Adresse in PetroFina S.A. um.

Ab den 1960er Jahren entwickelte sich PetroFina neben den Aktivitäten im Ölbereich auch zu einem weltweit führenden Hersteller von Kunststoffen (Polypropylen, Ethen, Polystyrol), Farben, Lacken, Fettsäuren, Emulgatoren, Waschmitteln und Materialien für den Straßenbau. Die Produktionsstandorte befanden sich hauptsächlich in Belgien und Nordamerika.

1997 ging PetroFina als erstes belgisches Unternehmen an die New Yorker Börse. 1999 wurde PetroFina von dem französischen Ölkonzern Total übernommen; kurz darauf erwarb TotalFina den ebenfalls aus Frankreich stammenden Ölkonzern Elf Aquitaine. Der neue Konzern firmierte kurzzeitig als TotalFinaElf, 2003 kam es jedoch Umbenennung in Total S.A. Große Teile des Tankstellennetzes wurde daraufhin auf das neue Total-Design umgestellt.

Text: Toralf Czartowski