Markenlexikon

Fabergé

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Überraschungseier sind keineswegs eine Erfindung des italienischen Schokoladenherstellers Ferrero. Auf diese Idee kam vor weit über hundert Jahren bereits der Goldschmied Peter-Carl Fabergé (1846 – 1926), dessen französischstämmiger Vater Gustave Fabergé (1814 – 1893) 1842 eine Goldschmiede- und Juwelierwerkstatt in St. Petersburg eröffnet hatte. Zum Osterfest 1885 überreichte Peter-Carl dem russischen Zar Alexander III. das erste Überraschungsei. Allerdings bestanden die etwa zehn Zentimeter hohen kaiserlichen Eier nicht aus Schokolade, sondern aus emailiertem Gold, und wenn man sie öffnete kamen kunstvoll gefertigte mit Edelsteinen besetzte Miniaturfiguren aus Gold, Onyx oder Bergkristallen zum Vorschein. Der Zar und besonders seine Frau waren von dem ersten Ei so begeistert, dass Fabergé 1886 zum kaiserlichen Hofjuwelier ernannt wurde. Fortan fertigte er jedes Jahr ein neues exklusives Ei, das der Zar dann seiner Frau schenkte. Der Inhalt blieb bis zur offiziellen Übergabe zum Osterfest streng geheim, obwohl den Herrscher gelegentlich schon vorher die Neugierde gepackt haben soll. Peter-Carl Fabergé blieb jedoch stets hart und so musste selbst der Zar die Zeit abwarten. 1897 wurde Fabergé auch von den Königshäusern Schwedens und Norwegens zum Hofjuwelier ernannt.

Nachdem 1900 auf der Weltaustellung von Paris erstmals drei Fabergé-Ostereier der Öffentlichkeit präsentiert worden waren, eröffnete Fabergé 1903 eine Filiale in London. 1916 übergab Fabergé das letzte Osterei (Artillerie-Ei) an Zar Nikolaus II., dann musste die Firma Handgranaten produzieren. 1917 ging Peter-Carl Fabergé in die Schweiz, wo er 1926 verstarb. 1918 wurde die Firma in St. Petersburg von den Kommunisten geschlossen. Um an dringend benötigte Devisen zu gelangen, verkaufte die sowjetische Regierung in den 1930er Jahren viele Ostereier ins Ausland. Die meisten befinden sich heute in amerikanischen und russischen Museen sowie in Privathand, einige gelten auch als verschollen. 1924 versuchten Carl-Peters Söhne Alexandre und Eugéne die Firma in Paris neuzugründen, was jedoch scheiterte.

Fabergé
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1937 begann der russische Immigrant und Unternehmer Samuel Rubin, der zuvor Seifen und Olivenöl aus Spanien importiert hatte, in den USA Kosmetikartikel und Parfums unter dem Namen Fabergé herzustellen – allerdings ohne Erlaubnis der Familie Fabergé. Nach langwierigen Rechtsstreitigkeiten, die die finanziellen Möglichkeiten der Familie überstiegen, einigten sich beide Seiten 1951 in einem außergerichtlichen Vergleich; nach Zahlung einer Abfindung in Höhe von 25.000 Dollar erhielt Rubin die Nutzungsrechte an dem klangvollen Namen. 1964 verkauft er das Unternehmen Fabergé Inc. an die Haarpflegefirma Rayette, die George Barrie gehörte; im gleichen Jahr brachte Fabergé das berühmte After Shafe/Deodorant Brut auf den Markt. Barrie verpflichtete zahlreiche Sport- und Unterhaltungsstars, die für seine Produkte warben, u.a. Joe Namath, Paul Gascoigne, Kevin Keegan, Muhammad Ali, Kelly Le Brock, Roger Moore und Margaux Hemingway. Zwei Schauspieler waren zeitweise sogar Mitglied des Aufsichtsrats von Rayette-Fabergé: Cary Grant (ab 1968) und James-Bond-Darsteller Roger Moore (ab 1970). 1970 gründete Barrie die Filmproduktionsfirma Brut Productions, die 1973 mit dem Film »Mann, bis du Klasse!« (»A Touch of Class«) einen Oscar gewann (für die Hauptdarstellerin Glenda Jackson). Zwei Nominierungen gab es für die Filmsongs »All That Love Went To Waste« (1973) und »Now That We're In Love« (1975), die George Barrie selbst komponiert hatte. Für Farrah Fawcett-Majors (»Drei Engel für Charlie«) kreiert Fabergé 1977 eine eigene Haarpflege- und Duftserie. Zum größten Erfolg entwickelte sich jedoch das Damen-Parfum Babe, das 1976 auf den Markt kam.

1984 verkaufte Rayette Fabergé an den Bekleidungshersteller McGregor Corporation. Dessen Eigentümer Meshulam Riklis erwarb 1987 noch die Kosmetikfirma Elizabeth Arden, verkaufte aber bereits 1989 beide Unternehmen an den niederländisch-britischen Konsumgüterkonzern Unilever, der daraufhin seine eigene Kosmetiksparte Elida-Gibbs (Axe, CD, Denim, Impulse, La Fram, Lux, Rexona, Signal, Sunsilk, Timotei) mit Fabergé zusammenschloss (Elida-Fabergé; ab 1999 Lever-Fabergé; ab 2005 Unilever Home and Personal Care).

Nach der Übernahme beauftragte Unilever die deutsche Juwelen-Manufaktur Victor Mayer aus Pforzheim mit dem Entwurf einer neuen Kollektion. 1990 wurde das erste von Victor Mayer entworfene Fabergé-Ei an Michail Gorbatschow überreicht (aus Anlass der Verleihung des Friedens-Nobelpreises). Fortan entstanden bei Victor Mayer neben den Ostereiern, die sich thematisch an den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen orientierten (Milleniums-Ei, Mondphasen-Ei, Meissen-Ei, Dresdner-Frauenkirchen-Ei, Brandeburger-Tor-Ei), auch wieder Schmuckkollektionen und kunstvoll gearbeitete Gebrauchsgegenstände aus edlen Materialien wie Gold, Silber, Meissener Porzellan, Email, Wurzelholz und Juwelen (Brieföffner, Vasen, Schalen, Humidore, Lineale). Vertrieben werden die limitierten Kollektionen und Eier über das Collegium Fabergé (weltweit rund dreihundert Händler). 2004 wurde mit der Victor-Mayer-Schwestergesellschaft Mohr Time (nach der Victor-Mayer-Eigentümerfamilie Mohr) ein weiterer Lizenzvertrag geschlossen; das Unternehmen aus Pforzheim produzierte unter der Marke Fabergé eine Armbanduhrenkollektion.

2007 verkaufte Unilever die Marke Fabergé an die Investorengruppe Pallinghurst Resources (London), die eine neue Firma gründete (Fabergé Ltd., Cayman Islands). Damit verschwand der Name Fabergé endgültig aus dem Kosmetikbereich und gleichzeitig auch aus dem Billigsegment. Zwei Nachfahren der Fabergé-Familie sind Mitglied im Fabergé Heritage Council: Tatiana und Sarah Fabergé, beides Urenkelinen von Peter Carl Fabergé. 2009 verlor Victor Mayer die Schmucklizenz; die aktuelle Schmuckkollektion, die über einen eigenen Online-Shop (www.faberge.com) für Preise von 30.000 bis 200.000 US-Dollar verkauft werden, wurde von dem Pariser Goldschmied Frédéric Zaavy entworfen. Inzwischen gibt es weltweit drei Fabergé-Geschäfte (Genf, London, New York).

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