Markenlexikon

Degussa

Ursprungsland: Deutschland

Der Chemiker Friedrich Ernst Roessler (1813 – 1883) gründete 1843 die Frankfurter Gold- und Silberscheideanstalt, die ab 1873 als Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt AG (Degussa) firmierte. Degussa stellte zunächst feuerfestes Glanzgold zur Dekoration von Porzellan, Keramik und Glas her. Später stieg das Unternehmen auch in andere Bereiche der Chemie ein; an Henkel wurde beispielsweise Natriumperborat für das Waschmittel Persil geliefert.

Während des 2. Weltkriegs produzierte die IG-Farben-/Degussa-Tochtergesellschaft Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) das in den Gaskammern der Konzentrationslager eingesetzte Giftgas Zyklon-B. Entwickelt hatte es der Degesch-Chemiker Walther Heerdt bereits 1922 als Schädlingsbekämpfungsmittel.

Nach dem Ende des Krieges stieg Degussa zu einem der weltweit größten Edelmetallverarbeitern- und händlern auf. Die Feingold- und Feinsilberbarren von Degussa waren an den meisten wichtigen Börsen der Welt zum Handel zugelassen. In den späten 1960er Jahren begann das Unternehmen mit der Entwicklung von Autoabgaskatalysatoren. Durch die Übernahme der Asta-Werke 1978 wurde Degussa auch im Pharmageschäft tätig. 1980 benannte sich das Unternehmen in Degussa AG um; gleichzeitig wurde das Bankgeschäft in die Degussa Bank GmbH ausgegliedert.

1997 beteiligte sich der Mischkonzern VEBA AG an Degussa und schloss das Unternehmen 1999 mit seiner Tochtergesellschaft Hüls AG zusammen. Die Geschäftsbereiche Edelmetalle und Autoabgaskatalysatoren wurden im Jahr 2000 in die dmc2 AG (Degussa Metals Catalysts Cerdec AG) ausgegliedert und ein Jahr später an den Spezialchemikalienhersteller OM Group Inc. (Cleveland, Ohio) verkauft. Seit 2003 ist der belgische Materialtechnologie-Konzern Umicore NV/SA, der frühere Bergbaukonzern Union Minière du Haut Katanga, neuer Eigentümer dieses Geschäftsbereichs. Bis zum Ende der Lizenzvereinbarung 2005 prägte Umicore die Edelmetallbarren noch mit dem traditionellen Degussa-Prägestempel.

2001 kam es zu einer weiteren Fusion: Die 2000 aus dem Zusammenschluss von Veba und Viag entstandene E.On AG bildete aus der Degussa-Hüls AG und der SKW-Trostberg AG die neue Degussa AG mit Sitz in Düsseldorf. Damit entstand eines der weltweit größten Spezialchemieunternehmen.

2002 erwarb die RAG Aktiengesellschaft, die ehemalige Ruhrkohle AG, die Mehrheit an der Degussa AG (ab 2007 Degussa GmbH). Im September 2007 wurde die erst ein Jahr zuvor gegründete RAG-Tochter RAG Beteiligungs-AG (Degussa, Steag/Steinkohlen-Elektrizität AG, RAG Immobilien) in die neue Evonik Industries AG (Essen) ausgegliedert. Evonik (lat. Evo = Stamm, Keim + lat. evolvere = sich entwickeln) beschäftigt sich nun hauptsächlich mit der Produktion von Spezialchemikalien (u.a. Speziallacke, Klebstoffe, Acrylpolymere, Plexiglas, Katalysatoren, Gase, Agrochemikalien, Biodiesel).

2010 erwarb der Investor und Ex-Banker August von Finck junior (Bankhaus Merck Finck & Co) die Degussa-Namensrechte für den Bereich Edelmetallhandel und gründete anschließend die Degussa Goldhandel GmbH (München) mit Niederlassungen in Frankfurt am Main, Stuttgart, Köln, Hamburg, Berlin, Nürnberg und Zürich.

Text: Toralf Czartowski

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