Markenlexikon

De Beers

Ursprungsland: Südafrika

Im Mai 1871 wurden auf der Vooruitzicht-Farm der Brüder Diederick Arnoldus und Johannes Nicholas De Beer die ersten Diamanten entdeckt, was schon wenige Tage später hunderte von Menschen anlockte, die sich durch nichts davon abhalten ließen, dort ebenfalls nach Diamanten zu suchen. Schließlich blieb den Brüdern nichts anderes übrig, als ihre Farm zu verkaufen und in eine ruhigere Gegend zu ziehen. Die neuen Eigentümer teilten die Farm in Claims (abgestecke Landstriche) auf und veranstalteten ein ungeheures Chaos. Reich wurde jedoch kaum einer von ihnen. Nachdem im näheren Umkreis weitere Diamantenvorkommen entdeckt worden waren, entstand aus den Siedlungen der Schürfer die Stadt Kimberley.

Unter den Tausenden von Abenteurern, die in den Jahren des großen Diamantenrauschs nach Südafrika kamen, war auch der kränkliche Engländer Cecil John Rhodes (1853 – 1902), der eigentlich nicht wegen der Diamanten, sondern wegen des gesunden Hochlandklimas gekommen war und weil sein ältester Bruder dort lebte. Bald wurde jedoch auch er vom Diamantenfieber gepackt. Mit seinen kargen Ersparnissen kaufte er auf der De-Beers-Farm soviele Claims auf, wie er bekommen und bezahlen konnte. Er träumte davon, ein gewaltiges Diamantenmonopol zu errichten, das alle Minen Südafrikas beherrscht und damit beliebig Produktion, Absatz und Verkaufspreis diktieren konnte. Nach und nach überzeugte Rhodes auch die anderen Besitzer der De-Beers-Mine von der Notwendigkeit eines Zusammenschlusses.

1881 gründeten sie schließlich die De Beers Mining Company. Sofort begann die neue Gesellschaft alle Minen zu kaufen, derer sie habhaft werden konnte. 1888 schloss sich De Beers mit der Kimberley-Central-Mine (auch als Big Hole bekannt), der damals größten Diamantenlagerstätte der Welt, zur De Beers Consolidated Mines Limited zusammen.

Neben dem Diamantengeschäft betätigte sich Cecil Rhodes auch als Politiker. Von 1890 bis 1896 war er Premierminister der englischen Kapkolonie. Er gab den Anstoß zur Eroberung von Simbabwe (ab 1895 Rhodesien) und betrieb die gewaltsame Eingliederung der Buren-Republiken Natal, Transvaal und Oranjefreistaat in die Kapkolonie, woraus 1910 die Südafrikanische Union entstand.

1920 wurde der aus Deutschland stammende Diamantenhändler Ernst Oppenheimer (später Sir Ernest Oppenheimer; 1880 – 1957) Präsident von De Beers. Oppenheimer hatte seine Karriere bei einem Londoner Diamantenhändler begonnen, ließ sich aber 1902 nach Kimberley versetzen, um dort selbst mit Diamanten zu spekulieren. Mit Hilfe des New Yorker Bankiers John Pierpont Morgan gründete er 1917 in Johannesburg die Anglo American Corporation of South-Africa und 1920 die Consolidated Diamond Mines of South-West-Africa.

Oppenheimer verfolgte das gleiche Ziel wie Rhodes, nur beschränkte er sich dabei nicht auf Südafrika. Er brachte das Kunststück fertig, einen Großteil der weltweiten Diamantenproduktion unter seine Kontrolle zu bringen. Getreu einer Weisheit von Cecil Rhodes (»Wenn es nur vier Menschen auf der Welt gäbe, dürfte man nur soviel Diamanten verkaufen, dass zwei von ihnen zufriedengestellt sind«) schrumpfte er den Diamantenmarkt mit drastischen Produktionsdrosselungen gesund. Zur Stabilisierung des Marktes kaufte De Beers fast die gesamte Diamantenproduktion aus Südafrika, Südwestafrika (Namibia), Angola und Kongo auf, um sie dann nach Bedarf in kleinen Mengen zu verkaufen. Das trieb Nachfrage und Preise in ungeahnte Höhen. Finanziert wurde diese Maßnahme von den vier größten südafrikanischen Diamantenproduzenten, die sich auch bereit erklärten, ihre Diamanten fortan nur noch über eine zentrale Verkaufsorganisation in London abzusetzen, die 1930 gegründete Central Selling Organisation (CSO). Zur gleichen Zeit hatte Anglo American die Kontrolle über De Beers Consolidated Mines erlangt.

Die CSO, gelegentlich auch das »Syndikat« genannt, beherrschte den weltweiten Diamantenmarkt jahrzehntelang fast vollständig. Selbst das kommunistische Russland lieferte seine Diamanten ab 1959 an die CSO. Die Rohdiamanten wurden zu bestimmten Terminen in London an handverlesene Sightholders (Besitzer von Schleifereien, Großhändler) weiterverkauft. Menge, Qualität und Preis bestimmte De Beers; wer ein Angebot einmal ablehnte, lief Gefahr, nie wieder Diamanten von De Beers zu bekommen. Dafür erhielten die Sightholders verlässlichen Nachschub zu stabilen und meist auch etwas günstigeren Preisen als auf dem freien Markt. Das CSO-Kartell zerfiel erst Ende der 1990er Jahre, als Russland das Diamantengeschäft selbst in die Hand nahm, und außerdem Schmuggeldiamanten aus Angola, Kongo oder Sierra Leone auf den Markt gelangten. Inzwischen handelt De Beers nur noch mit den Diamanten, die in den eigenen Minen (Botswana, Kanada, Namibia, Simbabwe, Südafrika, Tansania) gefördert werden.

Zum Schutz gegen eine eventuelle Enteignung spaltete sich De Beers 1990 in zwei Teile auf, einen südafrikanischen mit Sitz in Kimberley und einen mit Sitz in Luzern (Schweiz). 2001 wurde eine De-Beers-Holdinggesellschaft in Johannesburg gegründet, die sich im Besitz des britischen Rohstoffkonzerns Anglo American, der Oppenheimer-Familie und des Staates Botswana befindet.

2002 gründete De Beers gemeinsam mit dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) das Jointventure De Beers Diamond Jewellers, das weltweit Schmuckkollektionen unter dem Namen De Beers vermarktet. Der erste De-Beers-Shop wurde in der Londoner Old Bond Street eröffnet. Inzwischen gibt es zahlreiche weitere Shops (u.a. Beverly Hills, Dubai, Houston, Las Vegas, New York, Osaka, Paris, Tokyo). Den berühmten Werbeslogan »A Diamond Is Forever« verwendete De Beers 1948 zum ersten Mal in den USA.

Text: Toralf Czartowski