Markenlexikon

Contax

Ursprungsland: Deutschland

Die Firmen ICA Dresden (ICA = Internationale Camera AG), Contessa-Nettel Stuttgart und Heinrich Ernemann Dresden schlossen sich 1926 unter Führung der Carl-Zeiss-Stiftung zur Zeiss-Ikon AG zusammen. Kurz darauf kamen noch Hahn Kassel (1927) und Goerz Berlin (1928) dazu. Das Unternehmen wurde nach dem griechischen Wort für »Bild/Abbild« (Eikon) benannt, was die optische Ausrichtung der Produktion ausdrücken sollte: Fotoapparate und wissenschaftliche Instrumente (Entfernungsmesser, Luftbildkameras, Mikrofilmgeräte, Sensitometer, Zeitlupenkameras). Andererseits wurden auch feinmechanische Produkte wie Sicherheitsschlösser und ab 1950 Buchungsautomaten hergestellt.

Als Konkurrenzmodell zur Leica von Leitz Wetzlar brachte Zeiss-Ikon 1932 die von Heinz Küppenbender konstruierte Kleinbild-Messsucherkamera Contax auf den Markt. Den Namen Contax ließen sich die Zeiss-Ikon-Mitarbeiter im Rahmen einer Umfrage einfallen. 1934 folgte die zweiäugige Spiegelreflexkamera Ikoflex und die Kleinbild-Klappkamera Super Nettel, 1935 die zweiäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera Contaflex mit eingebautem Belichtungsmesser und 1936 die verbesserten Modelle Contax II/Contax III.

Nach der Verstaatlichung der Werke in Dresden (1946) und Jena (1948) zogen Zeiss-Ikon nach Stuttgart, Zeiss nach Oberkochen/Württemberg und Schott nach Mainz um. Die Jenaer Werke firmierten fortan als Carl Zeiss Jena und Jenaer Glaswerk. 1949 wurde Heidenheim neuer Sitz der Carl-Zeiss-Stiftung. Zeiss-Ikon Stuttgart brachte 1950 eine neukonstruierte Contax IIa auf den Markt, die 1951 noch durch die Contax IIIa ergänzt wurde.

Die Zeiss-Ikon-Werke Dresden, die 1948 die einäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera Contax S mit fest eingebautem Pentaprismensucher auf den Markt gebracht hatten, schlossen sich 1959 mit anderen Dresdener Kamera-Herstellern (Aspecta, Altissa, Kamera-Werke Dresden/Praktica, Kinowerke Dresden, Welta Freital/Dresden) zusammen. Die Contax F, die es seit 1956 gab, wurde daraufhin auch im Osten als Pentacon F verkauft. Der Name Pentacon (PENTAprism + CONtax) war bereits seit 1953 für Exportmodelle der Contax D verwendet worden, da Zeiss-Ikon Stuttgart die Contax-Namensrechte für sich beanspruchte. 1964 benannte sich das Unternehmen in Pentacon Dresden um.

Contax
Contax

1962 stellte Zeiss-Ikon Stuttgart die Produktion der Messsucherkameras zugunsten der Kleinbild-Spiegelreflexkameras ein. Die SLR-Kameras kamen unter den Marken Zeiss-Ikon Contaflex (1954 – 1970), Zeiss-Ikon Contarex (1959 – 1971) und Zeiss-Ikon Icarex (1966 – 1971) in den Handel. Zu dieser Zeit begann auch der Aufstieg der japanischen Optikindustrie, deren Kameras nicht nur preiswerter waren, sondern auch leichter, haltbarer, zuverlässiger, wartungsärmer und weniger kompliziert. Die Zeiss-Ikon- und Voigtländer-Kameras (Zeiss hatte Voigtländer 1956 gekauft) ließen sich dagegen ab Mitte der 1960er Jahre immer schlechter verkaufen, vor allem das teure und schwere Flagschiff Contarex, das aufgrund seiner hohen Entwicklungs- und Produktionskosten und des geringen Absatzes ein wirtschaftlicher Misserfolg wurde. Dennoch genoss der »Mercedes« unter den Kameras international einen guten Ruf. Im Juni 1965 nutzte der US-Astronaut Edward White bei einem Außeneinsatz während des Gemini-4-Raumflugs eine modifizierte Contarex.

Als sich Zeiss-Ikon Anfang der 1970er dazu entschloss, die Kamerafertigung aufzugeben, suchte man nach einem Kooperationspartner für diesen Bereich, denn Zeiss fertigte weiterhin Objektive, für die man Absatzkanäle benötigte. Nachdem eine Zusammenarbeit mit Pentax nicht zustande gekommen war, fand man 1972 in Yashica einen geeigneten Partner. Die Contax-Namensrechte blieben jedoch bei Zeiss. Das Zeiss-Ikon-Werk in Stuttgart wurde geschlossen, der Firmensitz von Zeiss-Ikon nach Berlin verlegt. Das Unternehmen beschäftigte sich nun vor allem mit Schließtechnik. Yashica stellte fortan die Contax-Kameras her, Zeiss lieferte die Objektive. Unter beiden Markennamen wurden Spiegelreflex-, Messsucher-, Kompakt- und Digitalkameras vermarktet, wobei Contax den höherwertigen Modellen vorbehalten war. Das erste Modell der Zeiss-Yashica-Kooperation war 1974 die von Ferdinand Alexander Porsche designte Kleinbild-Spiegelreflexkamera Contax RTS, die sich an Profifotografen richtete. Für den Amateurbereich gab es die Contax 139 Quartz (ab 1979) und die Contax 137 MD (ab 1980).

1983 wurde Yashica von dem japanischen Büromaschinenkonzern Kyocera übernommen; die Markennamen Yashica und Contax blieben jedoch erhalten. Mit der Halbformatkamera Yashica Samurai X3.0 reanimierte Yashica 1988 ein Konstruktionsprinzip aus den 1950er Jahren, das nun als Bridgekamera bezeichnet wurde (SLR-Kameras mit fest eingebautem Objektiv, das eine kompaktere Bauform ermöglichte). Von 1984 bis 1987 hatte Contax mit der Contax T auch wieder eine Messsucherkamera im Programm. 1998 brachte Contax mit der Contax 645 eine professionelle Mittelformat-Spiegelreflexkamera auf den Markt.

Die erste Digitalkamera von Contax kam 2003 heraus. Die Digitalkameras wurden in den späten 1990er Jahren als Yashica-Kyocera vermarktet und ab 2004 nur noch unter der höherpreisigen Marke Contax. 2005 gab Kyocera das Geschäftsfeld Fototechnik auf und beendete die Produktion von Kameras und Objektiven; der Markenname Yashica wurde anschließend verkauft. Zeiss vermarktete von 2005 bis 2012 klassische Messsucherkameras mit hochwertigen Wechselobjektiven unter der Marke Zeiss-Ikon; hergestellt wurden sie jedoch von dem japanischen Unternehmen Cosina.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain