Markenlexikon

Condor

Ursprungsland: Deutschland

Der Name Condor tauchte erstmals 1927 auf, als die Deutsche Luft-Hansa AG in Rio de Janeiro (Brasilien) eine Tochtergesellschaft mit dem Namen Syndicato Condor Ltda. gründete. Am 9. November 1927 eröffnete Condor den Flugbetrieb auf der Strecke Porto Allegre – Rio Grande. In den 1930er Jahren dehnte die Lufthansa-Tochter ihr Streckennetz auf ganz Südamerika aus. 1934 eröffnete Condor den Linienverkehr zwischen Deutschland und Südamerika. Als Brasilien 1942 Deutschland den Krieg erklärte wurde Condor in ein brasilianisches Staatsunternehmen umgewandelt und 1943 in Servicos Aéreos Cruzeiro do Sul umbenannt. Damit verschwand der Name Condor zunächst.

Erst 1957 gründete der Nahrungsmittelhersteller Oetker, dem auch Reedereien, Banken, Hotels und Versicherungen gehörten, in Hamburg die Condor Luftreederei GmbH. Diese Firma hatte jedoch außer dem Namen nichts mit der alten Condor zu tun (auch die Versicherung des Oetker-Konzerns führten den Namen Condor).

1961 verkaufte Rudolf August Oetker die Condor Luftreederei an die Lufthansa-Tochter Deutsche Flugdienst GmbH, die 1955 als Jointventure zwischen der Lufthansa, den Reedereien Norddeutscher Lloyd und HAPAG (Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft) sowie der Deutschen Bahn gegründet worden war, sich aber seit 1959 im alleinigen Besitz der Lufthansa befand. Das fusionierte Unternehmen firmierte nun als Condor Flugdienst GmbH. Der Heimatflughafen befand sich in Frankfurt am Main, die Flotte bestand anfangs aus drei zweimotorigen Propellerflugzeugen vom Typ Vickers Viking. Condor war zunächst im Touristik-Flugverkehr tätig (u.a. Mallorca, Spanien, Teneriffa), 1966 kamen die ersten Langstreckenflüge hinzu (Dominikanische Republik, Kenia, Sri Lanka, Thailand) und 1991 wurde der Liniendienst aufgenommen.

In den 1990er Jahre begann sich Condor auch an Touristikfirmen zu beteiligen (1994 Alpha Holding mit den Alpha Reisebüros und Air Marin Flugreisen, 1995 Kreutzer Touristik, Öger Tours, Fischer Reisen), daneben wurden 1989 die Südflug GmbH und 1995 die Lufthansa-Anteile an der türkischen Charterfluggesellschaft SunExpress (war 1989 als Jointventure von Lufthansa und Turkish Airlines gegründet worden) übernommen.

1997 schlossen die Deutsche Lufthansa AG (Condor Flugdienst, Fischer Reisen, Kreutzer Touristik, Air Marin Flugreisen) und die Karstadt AG (NUR Touristic mit den Marken Aldiana, Club 28, Gut-Reisen, Neckermann Reisen, Royaltur-Hotelgruppe, Terramar, Tip) ihre Touristikaktivitäten in der C&N Touristik AG zusammen. 1998 gründete Condor die Tochtergesellschaft Condor Berlin GmbH mit Sitz in Berlin-Schönefeld, die jedoch 2013 wieder in die Muttergesellschaft integriert wurde.

Condor
Condor

Als der Mischkonzern Preussag, zu dem auch Hapag-Lloyd und TUI gehörten, 2001 den britischen Reiseveranstalter Thomas Cook an C&N verkaufte, benannte sich C&N in Thomas Cook AG um. Ab 2002 wurde das Design der Flugzeuge auf die neue Marke »Thomas Cook powered by Condor« umgestellt. Da der neue Name in Deutschland damals keinen großen Bekanntheitsgrad hatte, brachen durch diese Maßnahme die Passagierzahlen ein. 2004 kehrte man wieder zum Namen Condor zurück (am vorderen Rumpf der Flugzeuge), wobei die Thomas-Cook-Hauptfarbe Blau und das Thomas-Cook-Logo am Leitwerk erhalten blieben.

2007 verkaufte die Lufthansa ihre Beteiligung an der Thomas Cook AG an die Karstadt-Quelle AG (ab 2007 Arcandor AG), stockte aber ihre direkte Beteiligung an Condor von 10 Prozent auf 24,9 Prozent auf und übernahm gleichzeitig den Condor-Anteil an SunExpress. Eine Fusion von Thomas Cook und Air Berlin scheiterte im Sommer 2008, ebenso kurz darauf eine Zusammenlegung der Fluggesellschaften Condor, Germanwings und TUIfly. 2009 erwarb Thomas Cook auch die restlichen Condor-Anteile der Lufthansa, sodass die Condor Flugdienst GmbH nun vollständig zur Thomas Cook Group gehörte. Kurz zuvor hatte die Condor einen eigenen Technikbetrieb (Condor Technik GmbH) ins Leben gerufen, der die Wartung und Instandhaltung der Condor-Flugzeugflotte am Flughafen Frankfurt/Main übernahm. Die Insolvenz der Arcandor AG (2009) hatte auf die Thomas Cook Group keine Auswirkungen.

Infolge der Insolvenz der Thomas Cook Group und mehrerer ihrer Tochtergesellschaften (2019) erhielt die Condor Flugdienst GmbH vom Bund und dem Land Hessen einen sechsmonatigen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro, sodass der Flugbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Eine geplante Übernahme durch den Staatskonzern Polska Grupa Lotnicza (PGL), der Muttergesellschaft der polnischen Fluggesellschaft Polskie Linie Lotnicze LOT S.A., scheiterte im April 2020 wegen der Corona-Krise. Kurz darauf bekam Condor im Rahmen eines Schutzschirmverfahrens (Dezember 1919 – Dezember 2020) einen Kredit der staatlichen KfW-Bank in Höhe von 550 Millionen Euro. Im Sommer 2020 verlegte Condor seinen Hauptsitz aus Kostengründen von Gateway Gardens (ein Stadtbezirk innerhalb des Frankfurter Stadtteils Flughafen) nach Neu-Isenburg. Im Mai 2021 erwarb der deutsche Vermögensverwalter Attestor 51 Prozent der Condor Flugdienst GmbH. Der Rest der Anteile befindet sich im Besitz der SG Luftfahrtgesellschaft, die seit der Thomas-Cook-Insolvenz als Treuhänder fungiert.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain