Markenlexikon

Castle Lager

Ursprungsland: Südafrika

Der Engländer Charles George Glass (1841 – 1919), der bereits für die britischen Truppen in Britisch-Indien Bier gebraut hatte, kam in den frühen 1880er Jahren nach Südafrika, als dort gerade Gold entdeckt worden war. Von der Hafenstadt Port Natal (heute Durban) reiste er auf der Poststrecke nach Newcastle in der damals unabhängigen Transvaal-Republik (später die Provinz Transvaal). Dort traf auf den aus Schottland stammenden Henry Brown Marshall (1852 – 1948) und auf Jim Welsh, der einen Transportdienst zwischen Ladysmith und der Goldgräberstadt Barberton betrieb. Gemeinsam beschlossen sie, eine Brauerei zu gründen. Und zwar in einer weiteren noch namenslosen Goldgräberstadt auf dem Witwatersrand-Höhenzug, aus der bald darauf Johannesburg hervorgehen sollte.

1884 gründeten sie die Firma Glass & Co. Ltd. und errichteten im Marshall's Township (das Land hatte H.B. Marshall erworben) eine kleine Brauerei namens Castle Brewery. Hopfen, Malz und andere Zutaten mussten sie in der Anfangszeit noch aus England importieren. Charles Glass fuhr das fertige Bier persönlich mit einem Holzkarren durch die verschiedenen Stadtviertel und verkaufte es an die Goldgräber, die ansonsten einen billigen Kartoffelschnaps tranken, der mit Tabaksaft und Pfeffer vermischt war. So konnte er gleich deren Reaktion auf seine verschiedenen Rezepte beobachten. Es dauerte jedoch eine Weile, bis sich die Goldgräber an das Bier gewöhnt hatten. Als es dann soweit war, wurde das Bier sehr populär in Johannesburg und der Umgebung.

1892 verkaufte Charles Glass die Castle Brewery an den ebenfalls aus Großritannien stammenden Seeman Frederick Mead, dem das Natal Brewery Syndicate in Port Natal gehörte. Mead wollte unbedingt in das Witwatersrand-Gebiet expandieren, da die ständig wachsende Stadt Johannesburg der lukrativste Markt in ganz Südafrika war. Nachdem er weitere Investoren hatte gewinnen konnte, gründete er die South African United Breweries mit Sitz in London, die daraufhin beide Brauereien übernahm (Castle, Natal). Unter dem Namen South African Breweries Limited (SAB) ging das Unternehmen 1895 an die Londoner Börse und 1897 auch an die Börse von Johannesburg. Charles Glass kehrte indes nach England zurück, wo er 1919 starb.

Castle Lager
Castle Lager

In den 1920er Jahren stieg SAB in das Geschäft mit Mineralwasser und Erfrischungsgetränken ein, nachdem man eine größere Beteiligung an der britischen Firma Schweppes erworben hatte. Außerdem gehörten der Brauerei mehrere Hotels. 1950 verlegte SAB seinen Hauptsitz von London wieder zurück nach Johannesburg. Nachdem in Südafrika 1955 eine hohe Steuer auf Bier eingeführt worden war, stiegen viele Verbraucher auf Spirituosen um, was den Umsatz der Bierhersteller einbrechen ließ. Um wenigstes einen Teil der Umsatzrückgänge durch andere Einsparungen ausgleichen zu können, schlossen sich die drei größten Brauereien Südafrikas (SAB, Ohlsson's Cape Breweries, Union Breweries) 1956 zusammen. Der neue SAB-Konzern beherrschte nun den gesamten Biermarkt im südlichen Afrika (auch außerhalb der Republik Südafrika). Die originale Castle Brewery in Johannesburg wurde 1958 geschlossen. Castle Lager blieb jedoch bis heute das beliebteste und meistverkaufte Bier in Südafrika und vielen anderen afrikanischen Ländern. Ab 1960 erwarb SAB auch Weingüter und Spirituosenhersteller.

1999 ging SAB in London an die Börse. 2002 erwarb SAB erst die US-amerikanische Miller Brewing Company (Miller Genuine Draft, Miller Lite, Milwaukee's Best, Sharp's) und 2011 die australische Foster's Group. 2016 wurde SABMiller von dem belgisch-amerikanischen Braukonzern AB-InBev (Beck's, Brahma, Bud, Budweiser, Skol, Stella Artois) übernommen, sodass The South African Breweries nun eine Tochtergesellschaft dieses Konzerns ist.

Heute wird Castle Lager in neun Ländern gebraut und in über vierzig verkauft. Daneben gibt es noch die Varianten Castle Lite (seit 1994), Castle Lite Lime (seit 2014), Castle Milk Stout, Castle Milk Stout Chocolate Infused (seit 2014) und Castle Free (alkoholfrei; seit 2017).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain

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