Markenlexikon

Carrier

Ursprungsland: USA

Der Ingenieur Willis Haviland Carrier (1876 – 1950) entwickelte zwischen 1902 und 1907 für die Sackett-Wilhelms Lithographing & Publishing Company, eine Druckerei in Brooklyn, die erste moderne Klimaanlage der Welt, auf die er mehrere Patente zugesprochen bekam. Dieses System, das in den nächtsen Jahren ständig verbessert wurde, regelte die Raumtemperatur, kontrollierte die Luftfeuchtigkeit, die Luftzirkulation sowie die Belüftung und reinigte die Luft.

1914 verließ Carrier die Buffalo Forge Corporation, einen Hersteller von Bohrmaschinen, Dampfmaschinen, Absaugern und Pumpen, bei der er seit 1902 angestellt gewesen war, und gründete mit mehreren anderen Ingenieuren (J. Irvine Lyle, Edward T. Murphy, L. Logan Lewis, Ernest T. Lyle, Frank Sanna, Alfred E. Stacey Jr., Edmund P. Heckel) in Newark/New Jersey die Carrier Engineering Corporation. Ab den 1920er Jahren wurden in immer mehr amerikanischen Wohn- und Geschäftsgebäuden Klimaanlagen eingebaut, sodass die Geschäfte des Unternehmens gut liefen.

Infolge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 musste sich die Carrier Engineering Corporation mit zwei weiteren Unternehmen, der Brunswick-Kroeschell Company und der York Heating & Ventilating Corporation, zur Carrier Corporation zusammenschließen. Willis Carrier übernahm in der neuen Firma den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. 1930 entstand eine Tochtergesellschaft in Japan (Toyo Carrier), zur gleichen Zeit als auch Samsung aus Südkorea in diesen Markt einstieg. 1937 wurde der Firmensitz nach Syracuse/New York verlegt. 1947 kam eine weitere Produktionsstandort in DeWitt/New York, einem Vorort von Syracuse, hinzu.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs boomte der Markt für Markt für Klimaanlagen wieder, was u.a. dazu führte, dass in früher dünn besiedelten Gebieten im heißen Südwesten der USA nun vermehrt Wohnungen sowie ganze neue Vororte entstanden. Parallel dazu entwickelten andere Firmen Klimaanlagen für Fahrzeuge (Frigidaire, Kelvinator) und Kühlanlagen für Container-Fahrzeuge (Thermo King). Die Klimatisierung revolutioniert das amerikanische Leben von Grund auf und Carrier wurde zu einem der größten Arbeitgeber im Bundesstaat New York. Daneben erwarb das Unternehmen durch die Übernahme der Affiliated Gas Equipment Inc. aus Cleveland/Ohio (1955) und der Elliott Company aus Jeannette/Pennsylvania, (1957) weitere Produktionsstätten.

Infolge des stagnierenden Wachstums der US-Wirtschaft in den 1970er Jahren, wurde Carrier 1979 Opfer einer feindlichen Übernahme durch die United Technologies Corporation (Hamilton Sundstrand, Otis Elevator, Pratt & Whitney, Sikorsky). Der Luftfahrtkonzern United Technologies (Flugzeugtriebwerke, Hubschrauber) verfolgte mit dem Kauf von branchenfremden Unternehmen wie Otis (Aufzüge, Fahrtreppen) und Carrier die Strategie, nach dem Ende des Vietnamkriegs unabhängiger von staatlichen Rüstungsaufträgen zu werden. Nach der Übernahme verlegte man den Carrier-Hauptsitz nach Farmington/Connecticut, wenige Kilometer westlich von Hartford gelegen, dem Sitz von United Technologies.

1999 erwarb Carrier die International Comfort Products Corporation aus Lewisburg/Tennessee und gründete gemeinsam mit dem japanischen Toshiba-Konzern das Jointventure Toshiba Carrier Corporation. 2004 kaufte Carrier die Kältetechnik-Sparte der Linde AG (Linde Kältetechnik Köln); die Produktion der Linde-Kühlgeräte wurde zwei Jahre später von Deutschland nach Tschechien und Frankreich verlagert.

Das Unternehmen, das 2020 kurz vor der Fusion von Raytheon und United Technologies wieder als selbstständiges Unternehmen an die Börse gebracht wurde (Carrier Global Corporation), betreibt rund 70 Produktionsstätten weltweit, u.a. in Charlotte/North Carolina (USA), Collierville/Tennessee (USA), Fuji/Shizuoka (Japan), Gniezno (Polen), Gurgaon/Haryana (Indien), Huntington/Indiana (USA), Indianapolis/Indiana (USA), Monterrey (Mexiko), Nivelles (Belgien), Shanghai (China) und Tyler/Texas (USA). Produziert werden dort sationäre und mobile Klimasysteme, Hydronik-Systeme, Wärmepumpen, Kälteanlagen, Tiefkühlmöbel und Tiefkühlzellen.

Text: Toralf Czartowski