Markenlexikon
»Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt« hieß 1943 die Titelzeile eines berühmten deutschen Schlagers. Neun Jahre später ließen sich die Hamburger SiSi-Werke (von Sine Spiritu = lat. ohne Alkohol), ein Hersteller von Essenzen und Limonadengrundstoffen, den Namen Capri-Sonne als Warenzeichen registrieren. Dann passierte jahrelang nichts mehr. Erst 1969 ging die Capri-Sonne in Deutschland auf – zunächst in den Geschmacksrichtungen Orange, Apfel und Zitrone.
Von Anfang an gab es die Limonade nur in flexiblen Verpackungen, wobei mit diesem etwas umständlichen Begriff ganz einfach Trinkbeutel gemeint waren. Das Capri-Sonne-Verpackungssystem (Trinkbeutel-Fertigung, Abfüllmaschinen) war eine Entwicklung der Firmen Wild/INDAG (INDAG Gesellschaft für Industriebedarf), Kalle und Thimonnier. Die SiSi-Werke gehörten seit 1956 zur Rudolf Wild GmbH (Eppelheim), die ebenfalls Inhaltsstoffe für alkoholfreie Getränke und seit 1951 die Limonade Libella produzierte.
1976 wurde Capri Sonne deutscher Marktführer bei den Tüten-Limonaden und 1992 auch europäischer. 1979 war Capri-Sun die erste europäische Softdrinkmarke, die in den USA produziert wurde (von Shasta Beverages) und sich dort auch erfolgreich behaupten konnte. Prominente Werbefigur war damals der Box-Champion Muhammad Ali. Heute ist Capri-Sonne – bzw. Capri-Sun in englischsprachigen Ländern – weltweiter Marktführer bei Getränken in ökologisch vorteilhaften und pfandfreien Standbeuteln.
Die Inhaltsstoffe der Limonade sind allerdings weniger beeindruckend, wie die Verbraucherorganisation Foodwatch 2009 herausfand: Wasser, sechseinhalb Stücke Würfelzucker und etwas mehr als zwei Esslöffel Orangensaft pro Beutel; der Rest sind Aromen.
2011 verkaufte Dr. Hans-Peter Wild zunächst 35 Prozent seiner Anteile an der Rudolf Wild GmbH & Co. KG Zug/Schweiz (natürlichen Zutaten und Aromen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie) an den US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR). 2014 wurde das inzwischen in Wild Flavors GmbH umbenannte Unternehmen sowie die Wild Dairy Ingredients GmbH Heidelberg/Eppelheim (Fruchtzubereitung für Milchprodukte, Eiscremes, Süß- und Backwaren) von dem US-Agrarkonzern Archer Daniels Midland (ADM) übernommen. Die Firmen SiSi-Werke Heidelberg/Eppelheim, Capri Sun AG Zug (weltweites Geschäft von Capri-Sonne), INDAG Heidelberg/Eppelheim (Maschinen zur Produktion der Trinkbeutel), Sirius Getränkedistribution Zug (Fruchtsaftgetränke im Trinkbeutel für Discounter) und Trend Beverages Heidelberg/Eppelheim (Energy-Drink Monster) sind seit 2013 in der Arios Holding AG Zug zusammengefasst.
Produktionsstandorte gibt es in 18 Ländern (u.a. China, Deutschland, Dubai, Großbritannien, Indonesien, Nigeria, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Tschechien, Türkei, USA), verkauft wird die Limonade in über 100 Ländern. Die 1986 gegründete US-Firma Capri-Sun Inc. verkaufte Wild 1991 an den Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods (heute KarftHeinz), der dadurch Lizenznehmer von Wild wurde. In Großbritannien und den Niederlanden wird Capri Sun von Coca-Cola Enterprises Limited hergestellt und vertrieben. Die Marken Capri-Sonne und Capri-Sun blieben jedoch weiterhin im Besitz der deutschen Firma. 2017 wurde in Deutschland die Marke Capri-Sonne durch die internationale Variante Capri-Sun ersetzt.