Markenlexikon

BYD

Ursprungsland: China

Der Chemiker Wang Chuanfu (* 1966), der einige Jahre an einem Pekinger Forschungsinstitut angestellt gewesen war, gründete 1995 mit dem Geld seiner Verwandten in Shenzhen die Firma Yadi Electronics, die wiederaufladbare Batterien produzierte. Der Firmenname bezog sich auf die Yadi Road in Shenzhen, wo das Unternehmen seinen Sitz hatte. BYD ist noch heute einer der weltgrößten Hersteller von wiederaufladbaren Akkus, Batterien und Ladegeräten, u. a. für Smartphones. 2002 ging Yadi an die Börse von Hongkong.

2003 kaufte Yadi Electronics dem Staatskonzern Norinco den Autohersteller Xi’an Qinhuan Automobile aus Xi’an ab, der daraufhin in BYD Auto umbennannt wurde. Xi’an Qinhuan hatte von 1992 bis 2001 den Kleinwagen Suzuki Alto in Lizenz gefertigt. Wang Chuanfu, der von Anfang an die Idee hatte, später E-Autos zu bauen, kam damit in den Besitz des notwendigen Wissens bezüglich der Automobilfertigung.

Die Abkürzung BYD entstand aus dem Wort Biyadi, wobei das Zeichen Bi nur deswegen an den Namen Yadi angefügt wurde, um eine Verwechselung der beiden Firmen (Autos, Batterien) zu vermeiden und dem Unternehmen einen alphabetischen Vorteil zu verschaffen. Später, als das Unternehmen auf den amerikanischen Markt expandierte, wurde aus dem Kürzel der Slogan »Build Your Dreams« gebildet.

In der Anfangszeit kopierte BYD die Fahrzeuge von Toyota, Lexus, Honda und Mercedes-Benz ziemlich dreist. Der kompakte BYD F3 (2005 – 2022) wies eine große Ähnlichkeit mit dem Toyota Corolla Altis auf, das Stadtauto BYD F1 (2008 – 2015) war eine Kopie des Toyota Aygo, der Van BYD M6 (2010 – 2017) wurde dem Toyota Previa nachempfunden, das SUV BYD S6/7 (2011 – 2018) dem Lexus RX und der BYD S8 (2009 – 2010) dem Mercedes-Benz CLK. 2016 engagierte BYD den deutschen Designer Wolfgang Egger, der zuvor für Alfa-Romeo, Audi, Lamborghini, Lancia und SEAT tätig gewesen war.

Die Mittelklasse-Limousine BYD F3DM (2008 – 2013) war das weltweit erste in Massenproduktion hergestellte Plug-in-Hybrid-Auto, das sich allerdings kaum verkaufte. Die wenigen gebauten Exemplare gingen an chinesische Firmen und Behörden. Wesentlich erfolgreicher wurde der vollelektrische BYD e6 (seit 2010), der in mehreren Städten als Taxi zum Einsatz kommt (Bogotá, Brüssel, Hongkong, London, Rotterdam, Shenzhen, Wuzhou).

Ebenfalls 2010 brachte BYD den elektrischen Stadtbus BYD ebus auf den Markt, der u. a. am Amsterdamer Flughafen Schiphol als Vorfeldbus verkehrt, im Los Angeles Metro Bus System und in London als Doppeldecker-Linienbus. Ab 2009 exportierte BYD seine Fahrzeuge zunächst nach Afrika, in den Nahen Osten und nach Südamerika. 2011 folgten Nordamerika und Japan, 2020 Norwegen und 2022 Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Schweden. Im ersten Quartal 2023 wurde BYD in China erstmals Marktführer bei E-Autos (vor VW) und im vierten Quartal 2023 verkaufte BYD zum ersten Mal mehr Fahrzeuge als der US-Konkurrent Tesla.

Inzwischen hat BYD alle wesentlich Fahrzeugklassen im Angebot: Kleinstwagen (Seagull/Dolphin Mini), Kleinwagen (Dolphin), Kompaktwagen (e2, e3), Mittelklasse (Destroyer 05, Seal), obere Mittelklasse (Han, Seal DM-i), SUVs (Atto 3, Frigate 07, Tang) und Vans (Song Max), außerdem Pickups (Shark), Transporter (T3), Lastwagen (T5, T7, T8, T9), Busse (C9, ebus) und Gabelstapler. Einige Fahrzeuge von BYD gibt es auch mit Verbrennungsmotor oder als Plug-in-Hybrid.

BYD fertigt die meisten Komponenten seiner Fahrzeuge selbst (u. a. Airbags, Audiosysteme, Bremssysteme, Fahrzeugelektronik, Karosserie, Motoren, Getriebe, Sicherheitsgurte, Steuersysteme). Nur wenige Teile wie Räder oder Glasscheiben werden zugekauft.

Produziert werden die BYD-Fahrzeuge in Werken in Allonne (Frankreich), Jizzax (Usbekistan), Komárom (Ungarn), Lancaster/California (USA), Shangluo (China), Shaoguan (China), Shenzhen (China), Sriperumbudur (Indien) und Xi’an (China). BYD-Gründer Wang Chuanfu, der zu den reichsten Chinesen gehört, ist Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas und war zeitweise Abgeordneter des Nationalen Volkskongresses (eine Art Scheinparlament in der Volksrepublik China).

Text: Toralf Czartowski