Markenlexikon
Walter Herschel Beech (1891 – 1950), Clyde Cessna (1879 – 1954) und Lloyd Stearman (1898 – 1975) gründeten 1925 in Wichita/Kansas die Travel Air Manufacturing Company. Cessna und Stearman verließen das Unternehmen bald wieder, um eigene Firmen zu gründen, und 1929 wurde Travel Air von der Curtiss-Wright Airplane Company übernommen. 1932 gründete der frühere Testpilot Beech zusammen mit seiner Frau Olive Ann (1904 – 1993) ebenfalls in Wichita die Beech Aircraft Corporation. Im November 1932 war das erste Flugzeug, der fünfsitzige Doppeldecker Beechcraft 17 Staggerwing, fertig. Dieses elegante Modell, das noch in Handarbeit und nach Kundenwunsch gefertigt wurde, blieb bis 1949 in Produktion. 785 Exemplare verließen das Montagewerk in Wichita. Mit der Beechcraft 18 Twin Beech entwickelte Beech 1937 ein zweimotoriges Mehrzweck-Transportflugzeug, das nach dem Ende des 2. Weltkriegs als Schulflugzeug, Militärtransporter und Agrarflugzeug zum Einsatz kam. Bis zur Produktionseinstellung 1970 entstanden rund 9000 Exemplare.
Berühmtheit erlangte der fünfsitzige einmotorige Kabineneindecker Beechcraft 35 Bonanza, der erstmals im Dezember 1945 flog und der bis heute produziert wird. Die Bonanza ist das am längsten gebaute Flugzeug aller Zeiten; über 17.000 Exemplare in verschiedenen Varianten sind bis heute von diesem Modell produziert worden.
Das Unternehmen stellte bis Mitte der 1980er Jahre ausschließlich leichte Kleinverkehrs-, Schul- und Geschäftsreiseflugzeuge mit verschiedenen Propellerantrieben her (Kolbenmotoren, Boxermotoren, Turboprop), u.a. das sehr erfolgreiche Modell Beechcraft King Air (seit 1964), das für bis zu 17 Personen zugelassen ist. Erst mit der Beechjet 400 (zeitweise auch als Hawker 400 bekannt), die auf der Mitsubishi MU-300 Diamond 2 (Erstflug 1984) basierte, brachte Beech Aircraft 1986 erstmals ein strahlgetriebenes Geschäftsreiseflugzeug auf den Markt.
Nach dem Tod des Gründers führte seine Frau das Unternehmen, das seit 1980 zum Wehrtechnik- und Elektronikkonzern Raytheon gehörte, bis 1982 alleine weiter. 1993 erwarb Raytheon von British Aerospace den Bereich Geschäftsflugzeuge (BAe Corporate Jets, Arkansas Aerospace) und den traditionsreichen Namen Hawker, was 1994 dazu führte, dass die Beech Aircraft Corporation und Raytheon Corporate Jets (Hawker) zur Raytheon Aircraft Corporation zusammengeschlossen wurden. Der Bereich BAe Corporate Jets geht auf das zweistrahlige Geschäftreiseflugzeug De Havilland DH.125 Jet Dragon zurück, das erstmals 1962 geflogen war. Dieses Modell, das später als Hawker-Siddeley HS.125 und British Aerospace BAe 125 vermarktet wurde, trug nach der Übernahme durch Raytheon die Bezeichnung Hawker 800.
Der traditionsreiche Name Hawker geht auf den australischen Testpilot Harry George Hawker (1889 – 1921) zurück. Nachdem Hawkers Arbeitgeber, die britische Flugzeugfirma Sopwith 1919 den Betrieb eingestellt hatte, erwarb Hawker alle Sopwith-Patente und eröffnete 1920 sein eigenes Konstruktionsbüro H.G. Hawker Engineering Company (ab 1933 Hawker Aircraft Ltd.). Ein Jahr später verunglückte er jedoch bei einem Testflug tödlich; seine Firma wurde daraufhin von Thomas Sopwith weitergeführt. Aus dem Zusammenschluss von Hawker Aircraft und dem Motorenhersteller Armstrong-Siddeley/Avro entstand 1935 Hawker-Siddeley Aircraft. Hawker-Siddeley produzierte u.a. die Bomber Avro 679 Manchester (Erstflug 1939) und Avro 683 Lancester (Erstflug 1941), die Jagdflugzeuge Hawker Hurricane (Erstflug 1935) und Hawker Hunter (Erstflug 1951), den taktischen Bomber Avro 698 Vulcan (Erstflug 1952), den Senkrechtstarter Hawker P.1127 Harrier (Erstflug 1960) und den Strahltrainer H.S. 1182 Hawk (Erstflug 1974). 1959/1960 erwarb Hawker-Siddeley die Flugzeughersteller Folland Aircraft (Folland Fo. 141 Gnat), Blackburn Aircraft (Blackburn B-103 Buccaneer) und De Havilland Aircraft (D.H. 106 Comet, D.H.121/HS.121 Trident, DH.125 Jet Dragon/HS.125). 1976 wurden die beiden führenden britischen Flugzeuhersteller Hawker-Siddeley Aviation und die British Aircraft Corporation (BAC-111/One Eleven, Concorde, Panavia Tornado, SEPECAT Jaguar) verstaatlicht und ein Jahr später mit Scottish Aviation (Handley Page, Jetstream) zum Luft- und Raumfahrtkonzern British Aerospace (BAe; seit 1999 BAE Systems) zusammengeschlossen. Beechcraft vermarktet unter dem Namen Hawker das zweistrahlige Geschäftsreiseflugzeug Hawker 400XPR (Erstflug 1986 als Beechjet 400), das auf der Mitsubishi MU-300 Diamond (Erstflug 1978) basiert, deren Baurechte Beechcraft erworben hatte, sowie das zweistrahlige Mittelklasse-Geschäftsreiseflugzeug Hawker 800XPR, die frühere De Havilland DH.125 Jet Dragon.
2007 verkaufte Raytheon den zivilen Flugzeugbau an die Onex Corporation (Kanada) und die US-Investmentbank Goldman-Sachs. Das neue Unternehmen firmierte anschließend als Hawker-Beechcraft Corporation. Von Mai 2012 bis Februar 2013 befand sich Hawker-Beechcraft unter Gläubigerschutz. Ende 2013 wurde die reorganisierte Beechcraft Corporation vom Textron-Konzern (Bell Helicopter, Cessna, Lycoming) übernommen. Die Produktionsstandorte befinden sich in Wichita/Kansas, Little Rock/Arkansas, Salina/Kansas und Chester/Wales (Großbritannien).