Markenlexikon

Balenciaga

Ursprungsland: Spanien

Cristóbal Balenciaga Eizaguirre (1895 – 1972), der Sohn eines baskischen Fischers und einer Näherin, absolviert ab 1907 in Madrid eine Ausbildung zum Schneider. Ab 1911 arbeitete er als Designer für den Modehersteller Grandes Almacenes Au Louvre aus San Sebastián. Diese Tätigkeit führte ihn auch regelmäßig nach Paris, in das Zentrum der internationalen Mode. 1917 machte er sich mit finanzieller Unterstützung der spanischen Markgräfin Marquesa de Casa Torres, für die seine Mutter arbeitete, in San Sebastián mit einem Schneidersalon für hochpreisige Damenmode selbstständig. Kurz darauf folgten zwei weitere Salons in Madrid und Barcelona. 1918 gründete er zusammen mit Benita und Daniela Lizaso die Firma Balenciaga y Compañia, die ab 1924 als Cristóbal Balenciaga firmierte. Zu seinen frühen Kunden zählte u.a. die spanische Königsfamilie. 1927 eröffnete er in San Sebastián ein Geschäft für Damenmode unter dem Namen Eisa Costura, das nach dem Geburtsnamen seiner Mutter (Eizaguirre) benannt war. Dort wurde allerdings normale Konfektionsmode verkauft. Nachdem 1931 die Monarchie in Spanien gestürzt worden war und die Königsfamilie sowie viel andere vermögende und adelige Spanier das Land verlassen hatten, musste Balenciaga Konkurs anmelden. Doch schon 1932 eröffnete er erneut Modegeschäfte in Madrid und Barcelona.

Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, schloss er seine Läden in Spanien und ging nach Paris, wo er mit seinem Lebenspartner, dem französisch-polnischen Millionär Władzio Jawrorowski d’Attainville, eine neue Firma gründete (Balenciaga SARL, ab 1956 Balenciaga S.A.). Ab 1938 eröffnete er unter dem Namen Eisa Costura auch wieder Modegeschäfte in Spanien. In Paris widmete sich Balenciaga jedoch hauptsächlich der Haute Couture, obwohl er diese Bezeichnung offizielle nie verwenden durfte, da er Zeit seines Lebens nicht Mitglied des Pariser Modeverbands Chambre Syndicale de la Haute Couture Parisienne war (der Begriff Haute Couture ist in Frankreich geschützt). Der Salon von Balenciaga befindet sich seit 1938 an der 10, Avenue George V in Paris – seit 1948 mit einer Boutique im Erdgeschoss. Darüber hinaus wurden seine Kreationen auch in Warenhäusern wie Bloomingdale’s, Harrods und Saks Fifth Avenue verkauft. Zu seinen bekanntesten Kunden zählten u.a. Audrey Hepburn, Ava Gardner, Carole Lombard, Ginger Rogers, Grace Kelly, Greta Garbo, Jackie Kennedy, Marlene Dietrich und die belgische Königin Fabiola.

1947 brachte Balenciaga sein erstes Damenparfüm Le Dix auf den Markt, das nach der Hausnummer 10 seines Pariser Salons benannt war. Später kamen weitere Parfums hinzu (ab 1962 auch Herrendüfte), Schmuck (ab 1955) und Strumpfwaren (ab 1961). Um Nachahmern die Arbeit zu erschweren, präsentierte Balenciaga seine Kreationen ab 1956 nur noch geladenen Privatkunden und Einkäufern. Die Vorführungen für die Presse fanden dagegen immer erst nach denen anderer Modehäuser statt. Hubert de Givenchy, mit dem Cristóbal Balenciaga befreundet war, übernahm diese Vorgehensweise dann auch für sein Modehaus. 1958 wurde für die Parfümsparte eine eigene Firma gegründet (Parfums Balenciaga S.A.).

1968 beendete Cristóbal Balenciaga im Alter von 73 Jahren seine Tätigkeit als Designer und schloss seine Boutiquen. Nur das Parfümgeschäft wurde weitergeführt. Nach seinen Tod 1972 ging das Unternehmen in den Besitz seiner Nichten und Neffen über, die es aber 1978 an den deutschen Chemie- und Pharmakonzern Hoechst verkauften. 1986 veräußerte Hoechst die Balenciaga S.A. an das französische Mode- und Kosmetikunternehmen Jacques Bogart S.A., das 1987 die Balenciaga-Modesparte wieder belebte, nun allerdings mit Prêt-à-porter-Kollektionen.

2002 wurde die Balenciaga S.A. mehrheitlich von der Gucci Group übernommen, die wiederum zum Luxusgüter-Konzern Pinault-Printemps-Redoute (PPR; seit 2013 Kering) gehört. Einen kleinen Anteil bekam Nicolas Ghesquière (9 Prozent), der von 1997 bis 2012 Chefdesigner von Balenciaga war. 2002 gab es erstmals eine Herrenkollektion. In der 2000er Jahren eröffnete Balanciaga auch wieder zahlreiche Boutiquen in Metropolen wie New York (2003), Hongkong (2005), Mailand (2007) und Los Angeles (2008). Die Parfums werden seit 2008 vom Kosmetikkonzern Coty hergestellt.

Text: Toralf Czartowski