Markenlexikon

Amstrad

Ursprungsland: Großbritannien

Alan Michael Sugar (* 1947) – seit 2009 Baron Sugar – begann als Siebzehnjähriger von zu Hause aus mit dem Verkauf von kleinen Elektroartikeln und überholten Fernsegeräten. 1968 gründete er das Im-/Export-Unternehmen AMS Trading (Amstrad) Limited, das sich bald auf niedrigpreisige Unterhaltungselektronik spezialisierte (Verstärker, Tuner, Transistorradios, Antennen, Kassettendecks, TV-Geräte, Autoradios, Plattenspielerabdeckungen), die aus Asien importiert und für den britischen Markt mit einem Amstrad-Label versehen wurden. Ab 1970 ließ Amstrad seine Produkte von Auftragsfertigern in Asien herstellen. 1984 eröffnete das Unternehmen eine eigene Fabrik in Shoeburyness/Essex (England).

Mit dem Homecomputer CPC 464 (Color Personal Computer) drang Amstrad 1984 in die Domäne von Firmen wie Atari, Commodore oder Sinclair ein. Der in Südkorea gefertigte CPC 464 wurde in mehreren europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Schweiz, Spanien) sowie in Australien und Neuseeland verkauft. Im deutschsprachigen Raum war die Schneider Computer Division der Schneider Rundfunkwerke AG (Türkheim) bis 1988 für den Vertrieb der CPC-Serie und anderer Amstrad-Computer zuständig – dort trugen sie den Markennamen Schneider. Danach verkaufte die neugegründete Amstrad GmbH die Computer in Deutschland, Österreich und der Schweiz selbst, allerdings mit wenig Erfolg.

1986 erwarb Amstrad die Computersparte der britischen Firma Sinclair Research Ltd. Das 1962 von Clive Sinclair gegründete Unternehmen hatte zunächst miniaturisierte Radio- und Fernsehgeräte, Taschenrechner und digitale Armbanduhren produziert. In der ersten Hälfte der 1980er Jahre brachte Sinclair mehrere teilweise recht erfolgreiche Homecomputer auf den Markt (1980 – 1981 ZX80, 1981 – 1984 ZX81, 1982 – 1992 ZX Spectrum). Amstrad führte die Produktion der Sinclair-Modelle bis 1992 weiter.

Ab 1986 gab es von Amstrad auch einige IBM-kompatible Personal Computer, ebenso Laptops und Notebooks. Technische Probleme mit den Seagate-Festplatten der Amstrad-PC führten jedoch zu Rückrufaktionen und zu einer schlechten Presse. Amstrad verlor in den 1990er Jahren zunehmend den Anschluss auf dem europäischen PC-Markt. Zur selben Zeit schlug auch der Versuch fehl, in das Geschäft mit Spielkonsolen einzusteigen.

Inzwischen hatte sich das Unternehmen aber bereits ein weiteres Standbein aufgebaut: ab 1989 war Amstrad der Hauptlieferant von Satelliten-Receivern für den britischen TV-Sender Sky, später wurden auch Foxtel/Australien (ab 1997) und Sky Italia (ab 2004) beliefert.

Anfang der 1990er Jahre erwarb Amstrad mehrere Telekomausrüster und Computerhersteller (1992 Betacom, 1993 Dancell Telecom, 1994 Viglen Computers, 1995 Dataflex Design Communications), die jedoch später teilweise verkauft wurden (1997 Dancell an Bosch Telecom, 1999 der frühere Betacom-Geschäftsbereich an Alba).

1997 wurde die Amstrad plc von der Börse genommen und die Aktionäre erhielten dafür Aktien der neugegründeten Viglen Technology plc und der Betacom plc. Anschließend änderte die Betacom plc ihren Namen in Amstrad plc.

2007 erwarb BSkyB, die Muttergesellschaft von Sky, die Amstrad plc und nahm das Unternehmen erneut von der Börse. Die Viglen Ltd, ein Anbieter von IT-Services, PCs, Servern, Workstations, Speichersystemen und Kommunikationsausrüstungen, befindet sich weiterhin im Besitz von Alan Sugar. Der Sugar-Familie gehören auch die auf Geschäftsreisen spezialisierte Fluglinie Amsair, die Immobilienfirma Amsprop und die Werbefirma Amsscreen. Von 1991 bis 2001 war Alan Sugar zudem Eigentümer des englischen Fußballclubs Tottenham Hotspur.

Text: Toralf Czartowski