Markenlexikon

Alfa-Romeo

Ursprungsland: Italien

Die französische Autofirma Darracq wollte 1906 auf dem italienischen Markt Fuß fassen. Dazu errichtete Alexandre Darracq (1855 – 1931) erst in Neapel und kurz darauf in Portello bei Mailand eine Fabrik, in der bereits vorgefertigte Autos zusammengebaut wurden. Als der Erfolg ausblieb, verkaufte Darracq die Fabrik 1909 an eine Gruppe lombardischer Unternehmer, die 1910 die Societá Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (ALFA) gründete. Darracq zog sich 1912 aus dem Automobilgeschäft zurück. Seine Firma verkaufte er an britische Investoren (daraus entstand später Sunbeam-Talbot-Darracq), die ALFA-Anteile behielt er noch bis 1915. Der erste ALFA, der 24 HP, kam 1911 auf den Markt.

1915 erwarb der Ingenieur und Rennsport-Enthusiast Nicola Romeo (1876 – 1938) – Inhaber einer Firma, die Maschinen und Ausrüstungen für die Bergbauindustrie herstellte – das Unternehmen, das nun als Società Anonima Italiana Ing. Nicola Romeo firmierte. Ab 1920 trugen die Fahrzeuge den Namen Alfa-Romeo. 1946 benannte sich auch der Hersteller in Alfa-Romeo um.

Zur gleichen Zeit stellte die Firma den damals noch unbekannten Enzo Ferrari als Test- und Rennfahrer ein. Die erfolgreiche Beteiligung an Autorennen machte die Marke weltweit bekannt. Nachdem 1932 die Regel aufgehoben worden war, dass Rennwagen Zweisitzer sein mussten, entwickelte Alfa-Romeo den ersten Einsitzer-Grand-Prix-Rennwagen (Monoposto) der Rennsportgeschichte. In dieser Zeit dominierten die Rennwagen von Alfa-Romeo mit Fahrern wie Tazo Nuvolari und Louis Chiron die Rennstrecken der Welt. Lediglich die »Silberpfeile« von Mercedes-Benz und die von Ferdinand Porsche konstruierten Mittelmotor-Rennwagen der Auto-Union (Audi, DKW, Horch, Wanderer) waren den Italienern ebenbürtig.

Von 1925 bis 1953 fertigte Alfa-Romeo die 6C-Modellreihe in zahlreichen verschiedenen Varianten. Zunächst wurden auf die Fahrgestelle inkl. Motor und Antriebseinheit Karosserien anderer Hersteller montiert, u.a. von Zagato Centrostile, Touring, Castagna und Pininfarina. Eigene Karosserien gab es erst ab 1933.

Alfa-Romeo
Alfa-Romeo

Ab den 1930er Jahren stellte Alfa-Romeo auch Nutzfahrzeuge, Busse und Flugmotoren her. Nachdem Alfa-Romeo 1933 infolge der Weltwirtschaftskrise von der staatlichen Industrieholding IRI (Instituto Recostruzione Industriale) übernommen worden war, führte Enzo Ferrari die Rennsportabteilung weiter. 1950 gewann Guiseppe (Nino) Farina, der Neffe des Karosseriebauers Battista Pininfarina, mit dem Alfetta Tipo 158/159 die allererste Formel-1-Weltmeisterschaft. 1951 holte Juan Manuel Fangio für Alfa-Romeo erneut den Formel-1-Titel. Danach zog sich die Firma jedoch aus finanziellen Gründen aus der Formel 1 zurück, engagierte sich aber weiterhin in anderen Rennserien (Tourenwagen, Sportwagen, IndyCar). Das Erbe von Alfa-Romeo trat nun Enzo Ferrari mit seinem eigenen Rennstall an. Die Ferrari-Farbe geht auf das traditionelle Alfa-Romeo-Rot (Rosso Alfa) zurück. Erst Mitte 1970 kehrte Alfa-Romeo als Motorenlieferant für die Rennställe McLaren, March und Brabham in die Formel 1 zurück. Von 1979 bis 1985 betrieb das Unternehmen auch wieder ein Werksteam, das jedoch aufgelöst wurde, nachdem Alfa-Romeo 1986 von Fiat übernommen worden war. Fiat besaß mit Ferrari bereits ein erfolgreiches Formel-1-Team. Seit 2017 tritt das Schweizer Sauber-Team als Alfa-Romeo Sauber F1 Team bzw. seit 2019 als Alfa-Romeo F1 Team auf, wobei Alfa-Romeo lediglich der Hauptsponsor ist. Das Chassis stammt von der Sauber Motorsport AG und der Motor von Ferrari.

Meilensteine in der Autoproduktion waren der sehr erfolgreiche Mittelklassewagen Giulietta (1954 – 1964), der fast zehn Jahre lang den Hauptumsatz des Unternehmens erwirtschaftete, dessen Nachfolger Guilia (1962 – 1978), der in einem neuen Werk in Arese bei Mailand gebaut wurde, und vor allem der in einer weiteren neuen Fabrik in Pomigliano d'Arco bei Neapel produzierte Alfasud (1971 – 1983), der in gewisser Hinsicht ein Vorläufer des ersten VW Golf von 1974 war. Beide Karosserien stammten von Italdesign (Giorgetto Giugiaro). Die Produktion von Nutzfahrzeugen und Bussen wurde 1967 bzw. 1972 beendet.

1986, als der Staatskonzern Alfa-Romeo kurz vor der Pleite stand, übernahm der Fiat-Konzern das Traditionsunternehmen und integrierte es in die für den Automobilbau zuständige Tochtergesellschaft Fiat Auto, zu dem inzwischen neben der Hauptmarke Fiat auch Abarth, Autobianchi, Lancia, Ferrari und SEAT gehörten. Das schon seit 1965 nicht mehr von Alfa-Romeo genutzte Werk in Portello wurde daraufhin geschlossen.

Alfa-Romeo
Alfa-Romeo

Jahrelang hatte Alfa-Romeo nur drei Modelle im Programm: die kompakte Kombi-Limousine Giulietta (seit 2010), den Kleinwagen MiTo (seit 2008) sowie den Sportwagen 4C (seit 2013), der bei der Fiat-Tochter Maserati in Modena in Kleinserie produziert wird. 2016 kam die Mittelklasse-Limousine Giulia hinzu, von der man sich bei Fiat-Chrysler Automobiles (FCA) erhoffte, dass sie wieder an die alten glanzvollen Zeiten anknüpfen kann. 2017 kam das SUV Stelvio auf den Markt.

Infolge des Zusammenschlusses von PSA (Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall) und FCA Fiat-Chrysler Automobiles (Abarth, Alfa-Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Fiat, Lancia, Maserati, Ram Trucks) Anfang 2021 gehört Alfa-Romeo nun zur Stellantis N.V.

Produziert werden/wurden die Alfa-Romeo-Modelle in den Werken Portello bei Mailand (1908 – 1965), Arese bei Mailand (1961 – 2005) und in der bereits seit 1939 von Alfa-Romeo betriebenen Flugmotorenfabrik Pomigliano d’Arco bei Neapel, die von 1969 bis 1972 zu einer Automobilfabrik umgebaut worden war. Außerdem in den Fiat-Werken Turin-Mirafiori (seit 2008) und Cassino/Latium (seit 2010) sowie im Maserati-Werk Modena (seit 2013). In Pomigliano d’Arco wird heute der Fiat Panda gefertigt.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain